
Das Unternehmen als Einhorn
Wir kennen Einhörner als farbenfrohe und fantastische Wesen, die in vielen Geschichten als sanftmütig und freundliche Tiere bezeichnet werden. Das passt im ersten Augenblick so gar nicht zur knallharten Unternehmenswelt, in der um jeden Cent gefeilscht wird und Investoren ihre Freundlichkeit sehr gut verstecken können, wenn die Zahlen nicht stimmen. Warum also werden bestimmte junge Unternehmen als Einhörner bezeichnet?
Einhörner mögen die oben genannten Eigenschaften besitzen, aber eines sind sie auch: Fabelwesen, oder zumindest sehr selten. Ebenso verhält es sich mit den als Einhörnern bezeichneten Start-Ups, von denen im letzten Jahr noch genau sechs Stück in Deutschland zu finden waren. Doch was macht diese Unternehmen so selten und einmalig?
Das wichtigste Kriterium, um ein Start-Up zu einem Einhorn werden zu lassen, ist eine Firmenbewertung von mindestens einer Milliarde US-Dollar. Da diese normalerweise aus dem Umsatz berechnet wird, muss das Unternehmen schon Einiges vorgewiesen haben und eine starke Marktposition besitzen, um diese Bewertung zu erreichen. Hinzu kommt, dass diese Firmenbewertung erreicht werden muss, bevor ein Börsengang oder ein sogenannter „Exit“ ansteht. Der Exit bezeichnet hierbei den Rückzug des ursprünglichen Kapitalgebers aus dem Unternehmen, sei es durch einen Verkauf an eine andere Firma oder im seltenen Fall den Rückkauf der Anteile durch die ursprünglichen Firmengründer.
Um die Bewertung von mindestens einer Milliarde Dollar vor diesen beiden Situationen zu erreichen, bedarf es nicht nur einer sehr guten und lukrativen Idee, sondern auch einem sehr großen Vertrauensverhältnis zwischen Gründern und Investoren und deren absoluter Überzeugung. Eine solche Bewertung zu erreichen dauert seine Zeit und auf dem Weg dahin nicht an die Börse zu gehen, um neues Geld zu generieren zeugt von dem Vertrauen der Investoren, das Unternehmen auch mit eigenem Geld noch weiter wachsen lassen zu können.
Wie lange es solche Einhörner noch gibt, hängt vom weltweiten Zinsniveau und dessen Veränderung ab. Werden die allgemeinen Investitionszinsen erhöht, wird es schwieriger neues und frisches Kapital von den selben Investoren in das Unternehmen zu bringen und der Gewinn für die Investoren wird geringer. Dadurch wird ein vorzeitiger Verkauf eher in Betracht gezogen, um frisches Kapital in die Firma zu bringen und das Potenzial eines Unternehmens, zu einem Einhorn zu werden wird sinken.
In letzter Zeit wurde auch die Bezeichnung des sogenannten „Decacorns“ also des Zehnhornes immer geläufiger. Diese Unternehmen erreichen eine Bewertung von mindestens 10 Milliarden US-Dollar vor einem Exit oder einem Börsengang. Bisher gab es hiervon weltweit 68 Unternehmen, die das erreicht haben. Die bekanntesten hierunter sind Start-Up Größen wie AirBnB oder Uber, wobei diese Bewertungen hauptsächlich im IT- und Medizin-Bereich erreicht werden können.